Dienstag, 5. August 2014

Überdruckventilation. [1]

Aus immernoch aktuellem Anlass: Stuhl-, Urin-, Blut-, Geruchsproben bereithalten!


"Also sch'hab doch nüscht zu verberchen...?!" So, oder so ähnlich hört man es öfters von denen, die man landläufig eher als einfach gestrickte Gemüter bezeichnen könnte. Diese Gemüter hätten sicherlich auch nichts gegen eine sehr spontane, natürlich unangemeldete und unangekündigte Hausdurchsuchung in den eigenen vier Wänden, oder? Hosen runter, nach Vorne beugen und entspannen, bitte! Danke für Ihre Kooperation!
Aber warum rege ich mich eigentlich auf? Die vom Volke gewählten Volksvertreter, die wiederum ihrerseits die große hosenanzugtragende Vorsitzende zur halbgottgleichen (wenn auch schweigsamen) Großkaiserin dieser Republik gewählt haben, sollten doch die verbürgten Grundrechte verteidigen und hochhalten? Und was passiert stattdessen: es herrscht Zwietracht darüber, ob es sich bei Snowdons Edward um einen Verräter oder Helden handelt und die Frage, ob man diesen Kronzeugen US-amerikanischer Ausspähbemühungen in einem Untersuchungsausschuss befragen sollte. Und als ob das nicht noch genügen würde, kommt der deutsche Auslandsgeheimdienst BND noch mit der fast schon komödiantisch anmutenden Idee um die Ecke, alle und jeden auszuspionieren, der Kontakte ins arabische Ausland hat. Demnach stehe ich und auch meine Kollegin S.V. schon seit Jahren auf der schwarzen Lauschliste, da wir vor geraumer Zeit für das Institut für Orientalisitik der Uni Leipzig und andere Arabisten arbeiteten und sogar mal einen Iraker als Chef hatten. Und da – ich als paranoide Seele denke ja auch so – diese Kontakte und Verbindungen per se schon auf weitere Subversion schließen ließen, wären wir somit noch verdächtiger, als wir es generell schon sind. Denn merke: unschuldig ist niemand, verdächtig sind alle! 
Man macht es den eifrig Daten sammelnden BND-Bienchen und NSA-Hamstern (und all die anderen) aber zugegebenerweise auch viel zu einfach: mussten die Schlapphüte früher noch heimlich mittels versteckter Wanzen lauschen, versteckt filmen, dunkle Ecken durchwühlen und zwielichtig konspirativ die Zielperson aufklären – oder diese gar hochnotpeinlich verhören – gibt der zur Masse verkommene zu Überwachende heutzutage alles (un)freiwillig dank Sozialer Netzwerke, Cloud-Dienste und ungeschützter Laufwerke dem Interesse der Kundschafter des Unfriedens preis. In meiner Phantasie stell ich mir grad vor, wie es wäre, wenn es noch die DDR gäbe – nur eben auch mit Internet. Statt IMs gäbe es EMs (elektronische Mitarbeiter), die den ganzen Tag damit beschäftigt wären, das "Internetz" und den E-Pismo-Verkehr (klingt schon irgendwie ostig – danke für diese Erkenntnis Herr Krenzke) nach staatsfeindlichen Äußerungen zu durchsuchen, die irgendwelche asozialen Rowdys in ihre Robotron-Internet-Brettchen getastet haben. Facebook wäre demnach eher sowas wie das Jungpionier-FDJ-VZ.dd, Twitter hieße sächsisch-sympathisch Spunzcher, Google gäbe es gar nicht (nur als DDR-Intranetz-Suchmaschine namens DDintRa.dd oder so), Internetztagebuchschreiber (sog. Blogger) stünden – sofern nicht linientreu vom Aufbau des Sozialismus kündend – stets mit einem digitalen Bein im realen Knast und bei YouTube, äh...dem DeinKanal.dd gäbe es die größten Hits der Puhdys aus den letzten 50 Jahren als Abspiellisten. Und: Hipster gäbe es dann auch nicht mehr – nur noch bartlose, gutfrisierte Fetzige und Schaue
Wenn das E-Pismo-Fach zweimal klingelt...

Internetzsuchmaschine.
Aber eins wäre in dieser grotesken Dystopie klar: die Fronten wären exakter abgesteckt. Es gäbe Überwacher und Überwachte. Und letztere kämen nie auf die Idee, irgendwelche Informationen freiwillig (es sei denn als E-IM) herauszugeben, nur um anderen ein "gefällt mir" (oder in diesem Szenario ein "dufte") abzuringen.
Weitere Informationen dazu u.U. hier: www.ministerium-fuer-staatssicherheit.dd
Wer ist denn nur dieser Robertron?

Voll schau, wa?!
Fetzig!
Ich schließe notgedrungen mit weisen Worten: Entspannt bleiben und Hosen anbehalten vor dem Bildschirm!

(D.P.)

P.S.: Spaßeshalber hab ich mal beschraubt und gebastelt und weil es voll dufte wirkt, mal ein paar fiktive ROBERTRON-Designs (Reklameanzeigen und anderer Kram) zusammengestellt, die einen Einblick in das geben, was hätte sein können, berücksichtigt man den Umstand, daß gerade Produktgestaltung und Industriedesign in der DDR – wenn auch unbemerkt/unerhältlich vom Großteil der Bevölkerung – eine ganz eigene hohe Qualität erreicht hatten, die bei einer wie auch immer gearteten Öffnung bzw. Veränderung des Landes sicherlich neue Blüten betrieben hätten...denn es wird ja nicht alles schlecht gewesen sein! (Futur II !) 

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